Der gestrige Fußball-Abend war für mich richtig Klasse, mit meiner Freundin lachen, quatschen, jubeln, mitfiebern, zittern und mit einem lauten Yeeeeeaaahhhhhhh von der Couch aufspringen und tanzen........
Heute Morgen erwachte ich mit Kopfschmerzen und hörte buchstäblich die Sätze in meinem Kopf hämmern "hast du dich auch nicht daneben benommen", "musste das so laut sein", "war doch bloß ein Fußballspiel", "in der Zeit hättest du auch was Sinnvolles tun können".................und meine gute Laune und Euphorie war in einer Sekunde im Keller, ich spürte, dass ich sauer wurde........
Mir fiel ein, dass ich meiner Freundin vor ein paar Tagen ein Foto meiner Mutter gezeigt hatte, sie war hübsch, zart, schlank mit Wespentaille, modebewusst, aber psychisch schwer krank, wohl durch ein Trauma in ihrer Jugend. Ich ließ die Bilder zu, die hochkamen und versuchte in sie hinein zu fühlen. Wie mag es ihr wohl die vielen Jahre gegangen sein, in denen sie nur damit beschäftigt war, ihr Leben zu kontrollieren um zu verhindern, dass ihre Krankheit erkannt wurde. Durch die ständige Kontrolle muss sie ja immer angespannt gewesen sein, ständig unter Druck und in großer Angst :-()! Selbst die Familie hatte es bis kurz vor ihrem Tod nicht bemerkt, auch wenn sie im hohen Alter manchmal Dinge machte, über die wir uns alle wunderten.
Je mehr ich erinnerte um so klarer erschien mir plötzlich ihr Lebensmotto:
"Das ganze Leben ist ein einziger Überlebenskampf und ein Drama !!"
Mit dieser Idee hatte sie mich und mein Leben intensiv geprägt! Mir wurde bewusst, warum ich oft so hart zu mir und verbissen bin.......... Ich wurde plötzlich sehr traurig.....
Traurig, weil ich an ihr Leben dachte, in dem sie so wenig Spaß und Freude hatte und an mein Leben, das an vielen Stellen auch ein Kampf für mich war. Lange kämpfte ich gegen die Krankheit, kämpfte um ein bisschen Liebe, um Freunde, um endlich fröhlich sein zu können......
Wir ALLE wurden über Jahre geprägt von unserer Mutter, jeder auf seine Weise, ob die Liebe fehlte, der Spaß und die Freude, Leichtigkeit oder Kreativität!
Du kannst dir oft gar nicht vorstellen, was du ohne deine mütterlichen Grenzen alles machen würdest. Laut sein, sich mit Freunden zu treffen und ausgelassen feiern, Neues ausprobieren, zum Studieren ins Ausland gehen, auswandern, den Job kündigen und auf Weltreise gehen......
Warum lebst/ bist du wie deine Mutter?
Aus tiefer Liebe zu ihr, weil du denkst, dass du ihr damit die Liebe beweisen musst/ kannst (egal ob sie noch lebt oder schon gestorben ist). Wenn du es anders machst als sie, fühlt es sich für dich an wie Verrat, denn schließlich musste sie als Mutter doch wissen wie das Leben geht.
Oft erst viel später erkennen wir, dass wir gar nicht unser eigenes Leben leben, wir fühlen uns wie fern gesteuert.......
Und - frei sein und ALLES leben "dürfen" macht Angst!!!!!!!
Wie kannst du DEIN Leben finden?
- Erforsche dich! Und finde heraus, an welcher Stelle du etwas lebst, dass nicht DIR entspricht, du gerne etwas anderes leben möchtest.....oder frage dich, was noch nicht stimmig ist in deinem Leben? Du wünschst dir schon seit langem eine gute Freundin, du möchtest dich gerne mehr unterstützen lassen, du möchtest von Zuhause ausziehen, findest aber keine Wohnung........
- Respektiere, dass es noch eine Grenzen/ Prägungen in dir gibt!
- Lasse zu, dass du auch mal wütend auf deine Mutter bist, weil sie dir nicht gezeigt hat, wie das Leben sein kann - leicht, lustig, liebevoll, lebendig und dass es für alles eine gute Lösung gibt.
- Mache dir die Muster und Prägungen immer wieder bewusst!
- Versuche zu verstehen, dass du aus Liebe zu ihr so gelebt hast!
- Trau dich ihr zu sagen "Mama, das war deine Idee vom Leben!"
- Versuche mit Verständnis, Respekt und Liebe auf ihr Leben zu schauen. Trau dich zu fühlen, wie es ihr wohl ergangen ist. Und geh die kleinen Schritte, die für dich möglich sind. Denn nur zu sagen "ich kann dich verstehen" ist etwas anderes als es zu fühlen......
- Lass die Trauer zu! Es ist traurig, wenn du fühlst, was deine Mutter durch gemacht und erlebt hat. Es ist traurig für sie, weil sie nicht das Leben gelebt hat, dass sie vielleicht gerne gelebt hätte und es ist traurig für dich, weil es oft wenig Freude und Spaß und gemeinsames Erleben, Blödsinn machen, über das Leben diskutieren, sich auseinandersetzen und aneinander reiben gab.
- Mache dir bewusst, dass du deine Leben leben darfst
Was kann dich bei der Heilung mit deiner Mutter unterstützen?
1. Nimm dich selbst immer wieder in den Arm!
Nimm eine Wärmflasche mit ins Bett, deinen alten Teddy für Notfälle, einen Engel, dein Lieblingsbuch, deine Lieblingsmusik oder Kuschel dich in eine weiche Wolldecke.
Damit heilst du das kleine Mädchen/ den kleinen Jungen in dir und schenkst dir selbst die Liebe, Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die du brauchst.
2. Probiere homöopathische Mittel oder Bachblüten aus oder beginne zu meditieren!
3. Öffne dich für eine systemische Aufstellung!
Bei einer (Familien-)Aufstellung kannst du dich mit Hilfe eines Therapeuten in deine Mutter und dich einfühlen und über das Sprechen von Heilsätzen zu dir selbst finden.
4. Das Wissen, dass dir Heil-Schritte mit deiner Mutter weitere Türen zu Glück, Freude und DEINEM Leben öffnen und du dich mit deinen Werten und deinen Eigenschaften weiter entfalten kannst.
Ich möchte dir an dieser Stelle mit auf deinen Weg geben, dass es sich manchmal unmöglich, schwer und ausweglos anfühlt das Leben zu leben und zu genießen.
Aber - mit jedem Schritt, den du mutig in die Auseinandersetzung gehst, fühlst du ein Stückchen mehr Frieden. Frieden damit, dass du diese Mutter hast und dass sie dich so geprägt hat, weil sie aufgrund ihres Schmerzes nicht anders konnte.
Frieden und Heilung bedeuten, dass du tief in deinem Herzen fühlst, dass du dein eigenes Leben leben darfst, sie lächelnd hinter dir steht kann und du dankbar sein kannst, dass sie dich geboren hat.
Das öffnet den Raum um das positive Potential, das sie dir auch geschenkt hat, sehen und nutzen zu können.
Ich bin heute tief berührt durch einen weiteren Schritt mit meiner Mama...........
Von Herzen
Angelika
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